Brillenversicherung – eine sinnvolle Absicherung?
Die Anschaffung einer Brille oder der Kauf von Kontaktlinsen belastet den Geldbeutel. Denn je nach Art der benötigten Sehhilfe verlangen Optiker hierfür im Durchschnitt zwischen 300 und 400 Euro. Handelt es sich um eine spezielle Gleitsichtbrille, können es sogar über 1000 Euro sein. Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nur noch in besonderen Ausnahmefällen an diesen Kosten. Versicherte müssen den Kauf einer Sehhilfe deshalb meist aus eigener Tasche finanzieren. Eine Möglichkeit, sich privat vor den hohen Kosten einer Brille oder Kontaktlinsen abzusichern, bietet die Brillenversicherung. Ob sich die Zusatzversicherung für Sie lohnt, wann sie was leistet und worauf Sie beim Abschluss achten sollten, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Was versteht man unter einer Brillenversicherung?
Die Brillenversicherung gehört zu den sogenannten Individualversicherungen und ist eine Reaktion der Versicherungswirtschaft auf die Streichung der Brille und anderer Sehhilfen als Kassenleistung. Bis 2003 bekamen alle Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bei einer Sehschwäche eine Brille „auf Rezept“. Das sogenannte „Kassengestell“ wurde von den Krankenkassen bezahlt, ebenso wie die Brillengläser.
Nachdem die Brille seit 2004 keine Kassenleistung mehr ist, müssen Patienten ihre Sehhilfe nun in der Regel selbst bezahlen- es sei denn, sie haben selbst mit Brille oder Kontaktlinsen höchstens 30 % Sehvermögen. Um die übrigen Versicherten bei den (teilweise hohen) Kosten für eine neue Brille zu unterstützen, bieten die Versicherungen spezielle Brillenversicherungen an. Diese können (selten) einzeln oder, was häufiger der Fall ist, im Rahmen einer privaten Zusatzversicherung in Kombination mit weiteren Leistungen wie zum Beispiel der Kostenübernahme beim Heilpraktiker, abgeschlossen werden.
Was leistet eine Brillenversicherung?
Die Leistung einer Brillenversicherung besteht darin, Brillengläser und Brillenfassungen zu bezuschussen, sodass die Versicherten eine vergünstigte Brille kaufen können oder den Kaufpreis sogar komplett erstattet bekommen. Ob es sich dabei um Einstärkengläser, Mehrstärkengläser oder Gleitsichtgläser handelt, ist in der Regel unerheblich. Je nach Anbieter variiert die Höhe des Zuschusses, der manchmal den ehemaligen Kassenleistungen entspricht, manchmal aber auch darüber hinaus geht. Während einige Versicherungen einen bestimmten Prozentsatz festlegen (zum Beispiel 80 %), vereinbaren andere Versicherungen einen festen Maximalbetrag (zum Beispiel 200 Euro), den sie pro Jahr als Zuschuss auszahlen.
Auch gibt es große Unterschiede darin, wann bzw. wie oft ein Versicherungsfall eintritt. Bei manchen Tarifen haben Sie regelmäßig, zum Beispiel alle zwei Jahre, einen Anspruch auf eine neue Brille. Bei anderen Anbietern tritt der Versicherungsfall bei jeder Änderung der Brillenglasstärke ein oder wenn die Brille beschädigt wird oder verloren geht.
Übrigens: Viele Brillenversicherungen bezahlen auch spezielle Vorsorgeuntersuchungen (zum Beispiel zur Früherkennung von Grünem Star) oder bezuschussen LASIK-Laserbehandlungen zur dauerhaften Korrektur der Sehstärke.
Für wen lohnt sich der Abschluss einer Brillenversicherung?
Brillenversicherungen sind freiwillige Versicherungen, deren Abschluss nicht zwingend notwendig ist. Finanzexperten und Verbraucherschützer empfehlen, sich die Leistungsbedingungen genau anzusehen und die Beiträge in Relation zur vereinbarten Leistung zu setzen. Denn oft ist es preisgünstiger, statt der Versicherungsbeiträge selbst Rücklagen zu bilden, um sich im Bedarfsfall von dem ersparten Geld eine neue Brille kaufen zu können. Allerdings funktioniert das oftmals nur in der Theorie. In der Praxis hält der Sparwille meist nicht lang genug an, oder aber das Ersparte wird doch für etwas anderes verwendet. Wer sichergehen will, dass bei Bedarf auch tatsächlich genügend Geld für eine neue Sehhilfe bereitliegt, für den ist der Abschluss einer Brillenversicherung eine gute Option.
Brauchen Kinder eine Brillenversicherung?
Im Gegensatz zu Erwachsenen bezuschusst die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bei Kindern die Kosten für Sehhilfen bis zum 18. Lebensjahr. Allerdings gilt dies nur für die Gläser und auch nur, wenn ein Arzt eine Brille verschrieben hat, sich die Sehkraft um mindestens 0,5 Dioptrien verschlechtert hat oder eine Augenerkrankung besteht. Für das Gestell kommt die GKV jedoch nicht auf. Das gilt auch für eine Ersatzbrille, wenn die Hauptbrille beispielsweise beim Spielen beschädigt wird. Gibt es keinen Verursacher, der die Kosten seiner Haftpflichtversicherung melden kann, müssen die Eltern die Kosten selbst übernehmen.

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Da bei Kindern die Brille besonders stark beansprucht wird und nicht selten Gestelle zu Bruch gehen oder Gläser verkratzt werden, kann sich hier eine ergänzende Brillenversicherung lohnen. Doch wie bei Erwachsenen sollten Sie auch hier die gebotenen Leistungen mit den zu zahlenden Beiträgen vergleichen und abwägen, ob sich der Abschluss lohnt.
Was kostet eine Brillenversicherung?
Mit welchen monatlichen Kosten Sie bei einer Brillenversicherung rechnen müssen, hängt von mehreren Faktoren ab:
- dem Alter
- Bestehenden Sehschwächen (Tragen Sie schon eine Brille oder Kontaktlinsen?)
- dem gewünschten Leistungsumfang der Versicherung
Das Lebensalter des Brillenträgers
Mit steigendem Lebensalter nimmt die Sehkraft naturgemäß ab. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Sehschwäche entwickeln, für die Sie eine Brille oder Kontaktlinsen benötigen. Deshalb ist der Versicherungsschutz für jüngere Menschen generell etwas günstiger als für Ältere.
Vorhandene Sehschwächen oder Vorerkrankungen
Darüber hinaus ist für die Höhe der Prämie ausschlaggebend, ob Sie schon eine Brille oder Kontaktlinsen tragen und/oder ob Vorerkrankungen bestehen, die in Zukunft eine Sehhilfe nötig machen könnten. Ist das der Fall, erheben viele Versicherer einen Aufschlag auf den Basisbeitrag.
Beispielrechnung
Den größten Einfluss auf die Kosten hat jedoch der Leistungsumfang des jeweiligen Tarifs. Hier gilt: Je höher die Erstattungen und je umfangreicher die Zusatzleistungen, desto teurer ist die Versicherung.
Um Ihnen eine Vorstellung über die monatlichen Kosten einer Brillenversicherung zu geben, haben wir für Sie die folgenden zwei Beispielfälle berechnet:
Fall 1: Frau (40 Jahre, Brillenträgerin)
Günstigster Tarif: 5 Euro / Monat, Tarif mit höchste Leistung: 26 Euro / Monat, teuerster Tarif: 98 Euro / Monat.
Fall 2: Mann (20 Jahre, kein Brillenträger)
Günstigster Tarif: 3,60 Euro / Monat, Tarif mit höchster Leistung: 20 Euro / Monat, teuerster Tarif: 51 Euro / Monat.
Worauf muss ich beim Abschluss einer Brillenversicherung achten?
Viele Anbieter von Brillenversicherungen machen den Abschluss einer Versicherung von der Beantwortung ihrer Gesundheitsfragen oder einer Gesundheitsprüfung abhängig. Eine Frage, die häufig gestellt wird, ist die, ob Sie bereits eine Brille oder Kontaktlinsen tragen oder ob bei Ihnen eine Sehschwäche diagnostiziert wurde. Auch Fragen nach Vorerkrankungen wie grünem oder grauem Star sind keine Seltenheit. Gerade bei Kombi-Versicherung wird häufig eine Schweigepflichtsentbindung des behandelnden Arztes gefordert. Damit holt sich der Versicherer dann selbst Informationen zu Diagnosen ein. Vorerkrankungen wie in diesem Fall eine vorliegende Sehschwäche können zu Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen führen.
Tipp: Achten Sie auf Tarife mit einfachen Gesundheitsfragen. Diese interessieren sich meist nur für die Frage, ob Sie bereits an einer Sehschwäche leiden.
Spartipps
Vergleichen Sie die Tarife der verschiedenen Anbieter genau, denn es gibt große Preis-Leistungs-Unterschiede. Achten Sie auf gute Konditionen, damit Sie für die Versicherung nicht mehr Geld bezahlen als Sie für eine neue Brille ausgeben würden.
Wenn Sie eine Brillenversicherung als sinnvoll erachten, sollten Sie diese so früh wie möglich abschließen, denn mit zunehmendem Alter steigen bei vielen Anbietern die Beiträge. Wählen Sie möglichst Tarife mit stabilen Beiträgen im Alter. Diese Tarife bilden sogenannte Altersrückstellungen, die den Beitrag im Alter günstig halten.
Sehen Sie sich Kombi-Versicherungen an, bei denen die Brillenversicherung mit anderen Leistungen (wie Heilpraktiker- und/oder Zahnzusatzversicherung) kombiniert ist. Wenn Sie auch diese Leistungen wünschen, sind Kombi-Versicherungen häufig günstiger als Einzelversicherungen.
Tipp: Fragen Sie bei Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung an, ob diese ebenfalls eine Zusatzversicherung für Brillen anbietet. Einige Versicherer wie z.B. die AOK bieten ihren Mitgliedern günstige Ergänzungstarife an, die Sie zudem unkompliziert und ohne weitere Gesundheitsfragen abschließen können.
Bildnachweise
Beitragsbild: © 1565708 / Pixabay
Kind mit Brille: © jutheanh / Pixabay
Quellen:
https://www.test.de/Heilpraktiker-Brille-Zahnersatz-Fuer-wen-lohnt-sich-eine-Zusatzversicherung-5165383-0/
https://www.vdk.de/deutschland/pages/gesundheit/73291/anspruch_auf_sehhilfen_-_neue_regelung_kassen_zahlen_festzuschuss
https://www.finanzen.de/krankenversicherung/krankenzusatzversicherung/brillenversicherung
https://www.dak.de/dak/leistungen/brillen-und-kontaktlinsen-2075742.html
https://www.check24.de/brillenversicherung/ (Berechnungen)