Private Pflegezusatzversicherungen – sinnvoll oder nicht?
Die Zahl der Menschen, die im Alter pflegebedürftig werden und daher auf professionelle Hilfe angewiesen sind, steigt kontinuierlich. Gleichzeitig haben sich die Kosten für Heimplätze seit 2018 um etwa 6 % erhöht. Doch auch im Bereich der ambulanten Pflege entsteht häufig eine Finanzierungslücke von mehreren hundert Euro monatlich. Denn die gesetzliche Pflegeversicherung kommt im Pflegefall nur für einen Teil der Pflegekosten auf. Eine private Pflegezusatzversicherung hilft gesetzlich Versicherten, diese Lücke zu schließen.
Für wen lohnt sich eine Pflegezusatzversicherung?
Eine private Pflegezusatzversicherung abzuschließen, macht nur dann Sinn, wenn Sie sich die Versicherungsbeiträge auch langfristig leisten können. Denn sollten Sie die Versicherung kündigen, bevor der Pflegefall eintritt, bekommen Sie die bereits eingezahlten Beträge nicht zurückerstattet. Kümmern Sie sich im Zweifelsfall zunächst um alle anderen wichtigen Versicherungen (wie z.B. eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sind Sie bereits ausreichend abgesichtert und möchten dennoch sicherstellen, dass Ihnen auch im Pflegefall ausreichend Geld zur Verfügung steht, kann sich der Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung aber durchaus lohnen.
Was kostet eine Pflegezusatzversicherung?
Im Vergleich zu anderen Versicherungen sind die Beitragssätze der privaten Pflegezusatzversicherungen relativ hoch einzustufen. Auch gibt es große Preisunterschiede zwischen den einzelnen Tarifen und Anbietern. Es lohnt sich also auf jeden Fall, die verschiedenen Versicherungen miteinander zu verglleichen.Der monatliche Beitrag hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, u.a.:
- Ihrem Alter
- Ihrem Gesundheitszustand
- dem von Ihnen gewünschten monatlichen Auszahlungsbetrag
Alter und Gesundheitszustand
Wie viele andere Versicherungen, steigen auch die Beiträge der Pflegezusatzversicherung mit dem Alter an. Auch können Vorerkrankungen (wie z.B. Depressionen oder Diabetes) den Beitragssatz in die Höhe treiben (Stichwort: Risikozuschlag).
Der monatliche Auszahlungsbetrag
Ihr Gesundheitszustand spielt letztendlich auch bei der Berechnung des Auszahlungsbetrages eine entscheidende Rolle. Denn wie viel Geld Sie pro Tag benötigen, hängt zum einen von Ihrer Pflegestufe, aber auch vom Betreuungsort ab. Hierbei kommt entweder eine ambulante Betreuung bei Ihnen zuhause, oder aber in einem Pflegeheim infrage.
Was leistet eine Pflegezusatzversicherung?
Je nachdem für welchen Versicherungstyp Sie sich entscheiden, fallen die Versicherungsleistungen im Pflegefall ganz unterschiedlich aus. Es gibt dabei vier verschiedene Pflegemodelle:
- Pflegekostenversicherung
- Pflegerentenversicherung
- Pflegetagegeld-Versicherung
1.) Pflegekostenversicherung
Diese Art der Versicherung kommt, wie der Name bereits vermuten lässt, ausschließlich für tatsächlich anfallende Pflegekosten auf, während die Kosten für Unterkunft oder eine Unterbringung im Pflegeheim meist nicht abgedeckt sind. Die Leistungen können zudem nur dann in Anspruch genommen werden, wenn sie auch im Katalog der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgelistet sind und über die Krankenkasse abgerechnet wurden. Die Versicherung bezahlt dann Ihren Eigenanteil. Bedenken Sie jedoch, dass die meisten Versicherer erst für Leistungen ab Pflegestufe 2 aufkommen, d.h. in Pflegestufe 1 müssen Sie anfallende Kosten in der Regel komplett selbst zahlen.
2.) Die Pflegerentenversicherung
Der Abschluss einer Pflegerentenversicherung empfiehlt sich nur dann, wenn Sie in der Lage sind, über einen längeren Zeitraum (mindestens 20 Jahre) regelmäßig in die Versicherung einzuzahlen. Denn die monatlichen Beiträge sind hier im Schnitt deutlich höher als bei den beiden anderen Versicherungsarten. Gleichzeitig bietet Ihnen die Pflegerentenversicherung aber weitgehend stabilie Beiträgssetze sowie größtmögliche Flexibilität, beispielsweise bei finanziellen Engpässen.
Wie beim Pflegetageld können Sie auch über Ihre Pflegerente frei verfügen, jedoch hängt der Auszahlungsbeitrag hier stark davon ab, in welcher Pflegestufe Sie sich befinden. Gezahlt wird der volle Betrag häufig erst ab Pflegestufe 4 oder 5.
3. ) Die Pflegetagegeld-Versicherung
Die Pflegetagegeld-Versicherung stellt die flexibelste Form der Absicherung dar: Sie können hierbei nicht nur frei über den Auszahlungsbetrag verfügen (das Geld also beispielsweise für eine Pflegekraft, Haushalts- oder Einkaufshilfe ausgeben), sondern erhalten das Tagegeld zudem unabhängig davon, ob Sie daheim oder in einem Pflegeheim betreut werden. Wie hoch Ihre tatsächlichen Kosten dabei sind, spielt für die Auszahlung des Pflegegeldes keine Rolle, d.h. Sie müssen der Versicherung keine Rechnungen oder Belege vorlegen.
(Weitere) Spartipps
- Abgesehen von ihrer finanziellen Situation, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, ob Sie eine Pflegeversicherung wirklich benötigen.
Alternativ können Sie z.B. auch monatlich einen Betrag zurücklegen (beispielsweise auf einem Sparkonto, auf den Sie dann zurückgreifen können, sollten Sie einmal pflegebedürftig werden. - Insbesondere ältere Menschen sollten auch Ihre Wohnsituation überdenken (ebenerdig? barrierefrei?). Setzen Sie sich frühzeitig mit altersgerechten Wohnformen (z.B. Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser) auseinander. Außerdem sollten Ihre Wohnung idealerweise so einrichten, dass Sie möglichst lange eigenständig leben können, ohne auf Pflegeleistungen angewiesen zu sein.
Bildnachweise
Beitragsbild: © sabinevanerp / Pixabay
Quellen
https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-09/pflege-heimplatz-eigenbeteiligung-pflegebeduerftige
https://www.finanztip.de/pflegezusatzversicherung/
https://www.verbraucherzentrale.de/pflegeantrag-und-leistungen/pflegezusatzversicherung-eine-sinnvolle-absicherung-fuers-alter-29435