Was ist eine Schnittwunde?
Als Schnittverletzung wird die mechanische Durchtrennung der Haut und der darunter liegenden Hautschichten durch einen scharfkantigen Gegenstand bezeichnet. Die Verletzung selbst besitzt glatte Wundränder und kann, je nach Tiefe des Einschnitts und der verletzten Gefäße, stark bluten. Auch die Intensität des Wundschmerzes ist individuell verschieden. Aufgrund des Wundschocks setzt dieser oft mit Verzögerung ein. Schnittwunden gehören zu den häufigsten Alltagsverletzungen. Fremdeinwirkungen sind selten. In der Regel hat sich der Betreffende unabsichtlich oder absichtlich beim Hantieren mit Küchenmesser, Schere, Rasierklinge, Sägeblatt oder durch Bruchglas selbst verletzt. Sogar Papier und Gras können kaum sichtbare, aber schmerzhafte Schnittwunden verursachen. Schnittwunden gehören zu den bekanntesten und häufigsten Verletzungen und passieren besonders oft im Haushalt. Streng genommen verursacht auch das Skalpell des Chirurgen bei einer Operation eine Schnittverletzung. Diese ist jedoch bewusst herbeigeführt, dient der Gesunderhaltung beziehungsweise Heilung des Patienten und wird im Rahmen der OP sofort versorgt. Die meisten Schnittwunden werden durch einen Unfall verursacht. Jeder Mensch kann sich aus Versehen schneiden, etwa bei der Küchenarbeit, beim Rasieren oder beim Barfußlaufen im Freien. Bei einigen Persönlichkeitsstörungen fügen sich die Patienten oberflächliche Schnittwunden an Armen und Beinen bewusst selbst zu.
Allgemein gilt:
Je schärfer die Klinge, desto tiefer ist der Schnitt. Einige Berufsgruppen sowie Sportler sind besonders gefährdet, sich durch Schnitte zu verletzen. Wer viel mit Glas, Messern oder allgemein scharfkantigen Gegenständen hantiert, wird sich nicht nur einmal im Laufe seines Lebens in die Hand schneiden. Die Kufen von Schlittschuhen, die scharfen Kanten von Klettereisen oder auch die Klinge eines Degens können tiefe Schnittverletzungen herbeiführen, die genäht, geklammert oder geklebt werden müssen. Verletzungen im Haushalt sind hingegen meist oberflächlich und gut selbst behandelbar. In der Regel reicht ein Pflaster aus dem Erste-Hilfe-Kasten aus, um die Blutung zu stoppen.
Ursachen einer Schnittverletzung
Eine Schnittwunde entsteht, wenn beispielsweise folgende Materialien oder Gegenstände die Haut durchtrennen:
- Skalpell
- Messer
- Schere
- Glasscherbe
- Rasierklinge
- Blechkanten (Konservendose)
- Papier
- etc.
Erste Hilfe bei Schnittwunden
Oberflächliche Schnittwunden an Finger, Hand oder Fuß sollten nicht sofort abgedeckt werden, sondern dürfen ruhig etwas „ausbluten“.
Das Ausbluten oberflächlicher Wunden ist wichtig, da hierdurch kleinere Fremdkörper, Abrieb- und Schmutzpartikel aus der Wunde gespült werden. Stark verschmutzte Schnittwunden werden vor der Wundversorgung mit klarem, kaltem Wasser abgespült, größere Schnittwunden mit Kochsalzlösung ausgespült (sofern vorhanden). Als nächstes wird ein geeigneter, steriler Verband angelegt. Die Wundränder können zuvor mit einer medizinischen Desinfektionslösung behandelt werden. Bei kleinen Schnittverletzungen an der Fingerkuppe oder am Handballen reicht ein herkömmliches Pflaster. Heftpflaster für die Wundversorgung von Schnittverletzungen gibt es in verschiedenen Größen im normalen Handel zu kaufen. Meist sind nur kleinere Kapillargefäße geschädigt und die Blutung lässt sich recht schnell stillen.
Bei klaffenden Schnittverletzungen muss der Ersthelfer die Wundränder zusammenfügen. Hierfür eignen sich elastische Heftpflaster gut. Bei stark blutenden Wunden hilft zusätzlich eine Kompresse als Druckverband, die mit einer Mullbinde fixiert wird. Mullbinden, Kompressen, Pflaster und Desinfektionsmittel gehören zwingend in den Erste-Hilfe-Kasten oder in die Hausapotheke. Ein Finger mit Schnittverletzung sollte eine Weile hochgehalten und kann zusätzlich durch einen wasserdichten Fingerling geschützt werden. Sollte trotz Verband die Wunde weiter bluten, sind höchstwahrscheinlich größere Blutgefäße durchtrennt und Sie müssen die Schnittwunde ärztlich versorgen lassen. Tiefe Schnittwunden – zum Beispiel nach einem Autounfall – erfordern die richtigen Sofortmaßnahmen. Schutzhandschuhe schützen den Ersthelfer bei blutenden Wunden vor Infektionen mit Hepatitis oder HIV. Durch Hochlagern der Extremitäten wird der Blutverlust minimiert. Die Schnittwunde muss steril abgedeckt werden. Bei starkem Blutverlust hilft ein Druckverband, die Blutung zu stoppen. Schnittverletzungen im Halsbereich können nicht mit einem Druckverband versorgt werden. Hier muss das Verbandsmaterial so lange auf die blutende Schnittwunde gepresst werden, bis die Blutung nachlässt und der Sanitäter oder Arzt die weitere Versorgung des Verletzten übernimmt.
Was Sie nicht tun dürfen
Vermeiden Sie dubiose Hausmittel zur Blutstillung bei Schnittverletzungen. Mehl, Salz oder andere Substanzen dürfen mit der Wunde nicht in Berührung kommen. Sie verunreinigen die Wunde und erschweren die Heilung. Auch eine Überbeanspruchung sowie Reiben und Quetschen der verletzten Hautareale sollten Sie vermeiden. Bei unsachgemäßer Behandlung kann selbst eine winzige Schnittverletzung ernsthafte Schwierigkeiten machen. Durch die geöffnete Haut und die geschädigten Blutgefäße können Krankheitskeime in den Körper gelangen oder die Schnittstelle kann sich schmerzhaft entzünden. Blutende Wunden müssen steril abgedeckt werden. Nicht blutende Wunden der obersten Epidermis (z. B. bei Schnittverletzungen durch Papier) können auch mit einer desinfizierenden Wundsalbe bestrichen werden und dürfen an der Luft heilen.
Tabu sind:
- Fremdsubstanzen und Hausmittel wie Mehl oder Butter
- Zwiebelsaft und andere reizende Flüssigkeiten
- Berühren der Wunde mit Finger oder Mund
- Reiben, Quetschen, Saugen, Küssen
Verlaufskontrolle und Nachbehandlung
Eine scharfe Klinge kann tief in die Haut eindringen. Hierbei werden nicht nur die oberen Gewebeschichten durchtrennt, sondern auch Blutgefäße, Nerven, Muskeln oder Sehnen. Solche größeren Schnittverletzungen behandelt ein Arzt, in dem er unter lokaler Betäubung die Gefäße versorgt und die Wunde vernäht. Ein einfacher Schnitt in den Finger heilt meist problemlos von selbst und recht schnell. Schnittwunden an der Fußsohle heilen aufgrund der mechanischen Beanspruchung etwas langsamer. Dennoch kann es zu Komplikationen kommen. Ein Schnitt durchbricht die schützende Hautbarriere, wodurch trotz größter Vorsicht Keime in die Wunde gelangen und zu Entzündungen führen können. Während der Heilungsphase sollte die betroffene Extremität geschont werden. Vermeiden Sie Belastungen und Verschmutzungen. An der Hand können Fingerlinge oder Handschuhe dafür sorgen, dass der Verband nicht durchweicht und damit seine Schutzfunktion verliert. Beim Verbandswechsel kontrollieren Sie per Augenschein, ob die Wundränder geschlossen sind. Eventuell gebildeten Schorf belassen Sie bitte an Ort und Stelle, er schützt die Wunde zusätzlich und vermindert die Narbenbildung. Hat sich die Schnittwunde infiziert, macht sich die Stelle durch schmerzhaftes Pochen bemerkbar. Wenn Wundsekret oder Eiter austreten, hat die Selbstmedikation ihre Grenzen erreicht und Sie müssen einen Arzt aufsuchen. Schlecht verheilende Wunden mit schrumpfendem Narbengewebe an ungünstigen Stellen kann später die Mobilität beeinträchtigen.
Wann mit einer Schnittverletzung zum Arzt?
Eine sofortige Wundversorgung ist die beste Voraussetzung für eine komplikationslose Wundheilung.
Nach etwa sechs Stunden beginnt bei einer unversorgten Schnittwunde die sogenannte sekundäre oder offene Wundheilung. Diese Regenerationsart ist langwieriger und hinterlässt oft deutlich sichtbare Narben. Schnittwunden im Kopf-, Gesichts- und Halsbereich gehören nicht nur aus kosmetischen Gründen in die fachkundigen Hände eines Arztes. In diesem Bereich können Schnittverletzungen und Entzündungen schwerwiegende Folgen haben und zu dauerhaften Funktionsstörungen führen. Bei Schnittwunden im Gelenkbereich ist es manchmal erforderlich, das betroffene Gelenk mittels Schiene oder Tuch ruhigzustellen, um den Heilungsprozess nicht zu erschweren.
Sobald Muskeln oder Sehnen geschädigt sind, muss sich ein Arzt um die Behandlung der Schnittverletzung kümmern. Je nach Größe, Art und Form der Verletzung wird der Mediziner die Schnittwunde fachgerecht nähen oder klammern und tiefer liegende Schäden im Muskel- oder Nervengewebe behandeln. Durch einen Schnitt verletzte Sehnen müssen ebenfalls operativ versorgt werden. Alternativ kann der Arzt mit einem speziellen Wundkleber und Klammerpflaster die Wundränder zusammenfügen. Auch Schnitte in oder an Gelenken bedürfen erhöhter Sorgfalt und besondere Verbandstechniken. Außerdem raten Mediziner, bis zum nächsten Kontrolltermin, an dem Fäden oder Klammern entfernt werden, auf Wassersport und Vollbäder zu verzichten.
Ziel ist es, bei einer gravierenden Schnittverletzung die Mobilität und die Sensibilität der betroffenen Körperstelle möglichst vollständig zu regenerieren. Infizierte, unbehandelte Schnittwunden können im schlimmsten Fall eine Sepsis (Blutvergiftung) auslösen. Für Kinder, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem sind solche Komplikationen lebensbedrohlich. Warnzeichen wie Schwellungen mit Sekret- und Eiterbildung, erhöhter Wundschmerz und Fieber erfordern dringend den Besuch beim Doktor mit erneuter Diagnosefindung und medizinischer Behandlung. Zugleich kontrolliert der Arzt den Schutz gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und empfiehlt bei Bedarf eine Auffrischung des Impfschutzes.
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