Schürfwunden zählen zu den häufigsten Hautverletzungen. Sie treten vorwiegend bei Kindern und gehäuft im Sommer auf. Kommt es beim Radfahren oder Toben mit kurzer Hose oder Rock zum Sturz, trifft die ungeschützte Haut mit Wucht auf den Boden. Je nach Untergrund führt das zu unterschiedlich schweren Abschürfungen, die sehr schmerzhaft sind und stark bluten können. Doch auch Erwachsene sind nicht vor Schürfwunden gefeit. Zum Beispiel durch Stürze oder Entlangreiben an einer groben Hauswand können auch sie sich unangenehme Schürfwunden zuziehen. Zwar sind die meisten Schürfwunden harmlos. Dennoch ist es wichtig, sie zügig zu versorgen, um Folgen wie Infektionen zu vermeiden.
Was ist eine Schürfwunde?
Schürfwunden entstehen, wenn ungeschützte Hautpartien in Bewegung auf den Boden oder einer anderen Fläche auftreffen und über diese hinwegrutschen. Auf einem groben Untergrund wie Asphalt oder Schotter kommt es durch die Rutschbewegung zu einer Abschürfung der Haut. Bei leichteren Stürzen ist meist nur die obere Hautschicht (Epidermis) verletzt. Das ist daran zu erkennen, dass die Wunde nicht oder nur punktuell blutet. Sind hingegen auch tiefere Hautschichten wie Leder- und Unterhaut (Dermis und Subkutis) betroffen, kann die Wunde stark und flächig bluten. Typisch für Schürfwunden sind die ungleichmäßigen Ränder sowie das kurz nach der Verletzung einsetzende Nässen. Zudem sind Abschürfungen oft schmerzhafter als beispielsweise Schnittverletzungen. Ein Grund dafür ist die Freilegung der bis an die Grenze zwischen Leder- und Oberhaut reichenden Nervenenden. Schürfwunden, die sich auf die Oberhaut beschränken, hinterlassen nach dem Abheilen keine Narben. Bei Verletzungen der tieferen Hautschichten sind hingegen Narben möglich. Durch die richtige Wundbehandlung lassen sich die Ausmaße jedoch begrenzen.
Erste Hilfe bei Schürfwunden
Behandeln Sie Schürfwunden – unabhängig von ihrer Größe – sofort, um eine Infektion zu vermeiden.
Kleine Schürfwunden ohne starke Verschmutzung lassen sich ohne Arzt selbst behandeln. Decken Sie dazu die Wunde mit einem sterilen Pflaster ab. Ein Abspülen der Verletzung unter fließendem Wasser ist nicht notwendig. Nur bei leichten Verschmutzungen sollten Sie die Wunde unter lauwarmem Wasser reinigen.
Wichtig: Verwenden Sie ausschließlich fließendes Trinkwasser, um das Eindringen schädlicher Keime zu verhindern!
Gels und Sprays zur Wunddesinfektion können Sie bei kleineren Abschürfungen weglassen. Die Mittel richten sich nämlich nicht nur gegen schädliche Bakterien. Auch gute Hautbakterien, deren Aufgabe es ist, Erreger vom Eindringen abzuhalten, werden durch die Desinfektionsmittel abgetötet. Dadurch wird die natürliche Wundheilung beeinträchtigt und der Heilungsprozess zieht sich unnötig in die Länge. Streichen Sie bei Bedarf etwas Jodsalbe auf das Pflaster. Sie hält die Wunde feucht und erleichtert so den späteren Wechsel der Wundauflage.
Tipp: An Stellen, an denen ein herkömmliches Pflaster schlecht hält, bietet sich die Nutzung eines Sprühpflasters an. Dieses wird auf die saubere Wunde gesprüht und hält sie innen feucht. Gleichzeitig können Bakterien und Feuchtigkeit in sie nicht eindringen. Ein Vorteil von Sprühpflastern ist, dass sie nicht gewechselt werden müssen. Stattdessen lösen sie sich nach einigen Tagen von selbst auf. Das ist besonders bei kleinen Kindern von Vorteil, da so das möglicherweise schmerzhafte Abziehen des Pflasters entfällt. Verwenden Sie Sprühpflaster aber nur bei kleinen Wunden.
Bei Schürfwunde Impfstatus prüfen
Bei einer Schürfwunde sollten Sie immer Ihren beziehungsweise den Impfstatus Ihres Kindes prüfen. Insbesondere die Gefahr für eine Tetanusinfektion (Wundstarrkrampf) ist bei Verletzungen in freier Natur gegeben. Die verantwortlichen Sporen finden sich unter anderem in Straßenstaub sowie in normaler Gartenerde.
Säuglinge erhalten standardmäßig eine Tetanusimpfung. Damit der Schutz erhalten bleibt, ist eine Auffrischung im 5. bis 6. Lebensjahr sowie später noch einmal zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr nötig. Auch Erwachsene benötigen eine regelmäßige Auffrischung. Diese erfolgt im Abstand von maximal 10 Jahren.
Durchgeführte Impfungen werden im persönlichen Impfpass festgehalten. Ist diese nicht mehr auffindbar oder ist der Impfstatus unklar, berät Sie Ihr Arzt über das weitere Vorgehen. Eventuell besteht die Möglichkeit, einen Schnelltest durchzuführen. Die Kosten dafür müssen Sie jedoch selbst tragen. Im Zweifel führt der Arzt eine Tetanusimpfung durch, um eine Infektion mit dem in vielen Fällen tödlich verlaufenden Wundstarrkrampf zu verhindern.
Was Sie bei Schürfwunden nicht tun dürfen
Eltern versuchen intuitiv, ihre Kinder zu beruhigen und den Schmerz der Schürfwunde zu lindern. Häufig pusten sie dazu auf die frische Wunde. Das soll die Wunde kühlen und den Kleinen den ersten Schreck nehmen. Doch unter Medizinern gilt das Pusten auf Schürfwunden als mögliches Einfallstor für Bakterien. Denn dabei gelangt nicht nur Luft auf die Wunde, sondern auch kleinste Tropfen Speichel, die für das Kind ein hohes Infektionsrisiko darstellen. Pusten sollte deshalb bei jeglicher Form von offenen Wunden bei Kindern wie auch Erwachsenen tabu sein!
Vermeiden Sie außerdem, die Wunde mit den bloßen Fingern zu berühren, um beispielsweise groben Schmutz zu entfernen. An den Händen befinden sich immer Keime, die auf die Schürfwunde übergehen und dort eine Infektion auslösen können. Sollten Sie die Wunde anfassen müssen, verwenden Sie Einweghandschuhe. Diese dienen auch dem Selbstschutz vor durch Blut übertragbare Krankheiten wie HIV oder Hepatitis.
Verlaufskontrolle und Nachbehandlung
Schürfwunden sollten für eine bessere Heilung mit einem Pflaster oder Verband abgedeckt sein. Darunter hat der Körper die Möglichkeit, durch Nässen abgestorbene Hautzellen und Bakterien aus der Wunde abzutransportieren. Diese sammeln sich im Gewebe der Wundauflage, weshalb Sie diese in den Tagen nach der Verletzung mehrmals wechseln sollten. Danach beginnt der Körper mit der Bildung einer Kruste, welche die darunter neu entstehende Haut schützt. Diese ist anfangs hell und wird nach und nach dunkler. Damit die Kruste intakt bleibt, sollte in den ersten Tagen nach der Verletzung auf Vollbäder oder Besuche im Schwimmbad verzichtet werden. Das Wasser könnte sonst die Kruste aufweichen, wodurch sich der Heilungsprozess verlängert. Vermeiden Sie außerdem direkte Sonneneinstrahlung. Decken Sie die Wunde im Freien immer ab.
Im Rahmen der Nachbehandlung empfehlen Ärzte und Apotheker häufig die Pflege der von der Abschürfung betroffenen Hautpartien mit einer speziellen Wundsalbe. Hierzu eignen sich vor allem Salben mit Calendula (Ringelblume) und Echinacea sowie Dexpanthenol-Lotionen.
Auftretendes Jucken ist im Rahmen der Wundheilung normal. Treten hingegen nach einigen Tagen Schmerzen auf oder rötet sich die Wunde, sollten Sie zeitnah einen Arzt aufsuchen. Möglicherweise hat sich die Wunde infiziert.
Wann zum Arzt?
In bestimmten Fällen sollten Sie von einer Selbstbehandlung der Schürfwunde absehen und einen Arzt aufsuchen.
Dazu ist zu raten, wenn die Wunde stark verschmutzt ist und sich noch Steine oder Splitter darin befinden. Da das Entfernen der Verunreinigungen mit starken Schmerzen verbunden sein kann, gibt der Arzt vor der Behandlung ein Schmerzmittel oder führt eine lokale Anästhesie durch. Danach entfernt er den groben Schmutz mit einer sterilen Pinzette. Bei stärker verschmutzten Wunden verwendet der Arzt eine spezielle Bürste mit abgerundeten Borsten, um auch tiefer liegende Partikel zu entfernen. Anschließend desinfiziert er die Abschürfung, bevor er sie mit einem Pflaster oder Wundverband abdeckt.
Einen Arzt sollten Sie auch dann aufsuchen, wenn es Anzeichen für eine Infektion gibt. Diese kann sich durch plötzlich auftretende Druckschmerzen, eine Rötung der Wundränder und/oder ein Pochen in der Wunde zeigen. Eine fortgeschrittene Infektion kann auf die Lymphbahnen übergehen und sich im Körper ausbreiten. Typisches Anzeichen dafür sind ein roter Strich auf der Haut sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber. Eine infizierte Schürfwunde wird vom Arzt intensiv gesäubert und desinfiziert. Anschließend wird die Infektion mit Antibiotika bekämpft.
Sicherheitshalber zum Arzt sollten auch Diabetiker, Menschen mit Blutgerinnungsstörungen und einer anderweitig gestörten Wundheilung. Bei ihnen besteht das Risiko, dass die Blutung nicht von selbst stoppt, die Schürfwunde sich nicht auf natürlichem Wege verschließt und in der Folge kein gesundes Gewebe nachwächst. Dadurch ist das Risiko einer Infektion dauerhaft erhöht.
Schürfwunden vorbeugen
Die einzige Möglichkeit das Auftreten von Schürfwunden weitestgehend zu vermeiden, ist das Tragen von langer Kleidung. Doch selbst dann kann es bei härteren Stürzen durch das Gewebe von Hose oder Pullover hindurch zu Abschürfungen kommen. Für spielenden Kindern kann es sinnvoll sein, beim Fahrten mit dem Roller oder Fahrrad Knie- und Ellbogenschoner anzuziehen.
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