Der Körper regeneriert sich in drei Schritten selbst
Wunden können vom Körper selbst geheilt werden. Mit der Selbstheilung beginnt der Körper unmittelbar nach dem Eintreten der Verletzung. Sie funktioniert in mehreren Schritten durch die Neubildung der Körperzellen. Jedoch sind nicht alle Körperzellen in der Lage, sich selbst zu regenerieren. Nervenzellen können nach einer Verletzung nicht nachwachsen. Wenn sie abgestorben sind oder beschädigt wurden, ist eine Regeneration nicht mehr möglich. Dies ist der Grund dafür, dass Verletzungen am Kopf oder am Rückenmark häufig mit Schädigungen einhergehen, die nicht mehr reparabel sind.
Was ist Wundheilung?
Hinter dem Begriff „Wundheilung“ verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener Mechanismen im Körper, die nach einer Verletzung automatisch in Gang gesetzt werden. Jede Wunde geht mit einer Zerstörung von Körperzellen einher. Wenn außerdem Gefäße verletzt werden, kommt es zu einer Blutung. Der Heilungsprozess verläuft allerdings sehr langsam. Der Körper braucht Zeit, um die Zellen neu aufzubauen. Bei schweren Verletzungen reicht diese Zeit nicht aus. Dann kann eine medizinische Versorgung der Wunde notwendig werden. Dies gilt beispielsweise für klaffende Wunden, bei denen die gerissene Haut so weit voneinander entfernt ist, dass sie nicht mehr zusammenwachsen kann. Medizinische Eingriffe in die Wundheilung sind auch dann notwendig, wenn die Wunden sehr tief sind oder wenn sie stark bluten. Kleinere Wunden kann der Körper hingegen selbst heilen. Sie brauchen nicht zum Arzt zu gehen. Es reicht aus, wenn Sie die Wunde möglichst nicht belasten und wenn Sie darauf achten, dass sie nicht verschmutzt. Eine Abdeckung mit Mull oder mit einem Pflaster ist nicht immer von Vorteil. Der Sauerstoff aus der Luft kann die Wundheilung fördern und dafür sorgen, dass der Heilungsprozess schneller abgeschlossen ist.
Die Phasen der Wundheilung
Die Wundheilung teilt sich in drei Phasen ein. Die medizinischen Bezeichnungen sind :
- Exsudationsphase
- Granulationsphase
- Epithelisierungsphase
Erst wenn die dritte Phase beendet ist, gilt die Wundheilung als abgeschlossen. Wie lange eine Phase andauert, ist sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu denen gehört in jedem Fall die Größe der Wunde, aber auch die Tiefe und die Struktur. Wenn die obere Hautschicht sehr stark verletzt oder gerissen ist, kann die Wundheilung länger dauern, als wenn ein gerader Schnitt vorliegt oder wenn es sich um eine Platzwunde handelt. In diesen Fällen ist eine schnelle Heilung möglich, weil die Wunde wieder gerade zusammenwachsen kann. Die Wundphasen greifen quasi ohne Pause ineinander über. Mitunter kann der direkte Übergang gar nicht explizit bestimmt werden.
Phase 1: Exsudationsphase
Während der Exsudationsphase findet eine eigentliche Wundheilung noch gar nicht statt. Der Körper ist zunächst damit beschäftigt, seine Antikörper zu aktivieren und dafür zu sorgen, dass Keime und Bakterien eliminiert werden. Erst wenn dies sichergestellt ist, kann die Wunde durch die Neubildung von Zellen verschlossen werden. Diese Phase setzt sofort nach dem Eintreten der Wunde ein und dauert einige Stunden bis zu einem Tag.
Phase 2: Granulationsphase
Die Granulationsphase schließt sich direkt an, wobei der Zeitpunkt dadurch bestimmt ist, wann die Exsudationsphase abgeschlossen ist. In der Regel beginnt diese Phase frühestens 24 Stunden nach dem Eintreten der Wunde. Maximal beginnt diese Phase nach 72 Stunden. In dieser zweiten Phase beginnt der Körper mit der Bildung neuer Zellen. Diese Zellen werden zunächst tief im Inneren der Wunde gebildet. Danach beginnt die Auffüllung bis zum äußeren Rand der Wunde. Sie heilt quasi von innen nach außen aus. Fehlendes Material wird durch die Bildung neuer Zellen ersetzt. Dieser Prozess kann drei bis vier Tage andauern.
Phase 3: Epithelisierungsphase
Die Epithelisierungsphase setzt ein, wenn die Granulationsphase abgeschlossen ist. Dies ist nach etwa vier Tagen der Fall. Diese Phase kann sehr lang sein und mehrere Wochen andauern. Während dieser Phase werden verstärkt Kollagene gebildet, aus denen sich dann das Narbengewebe entwickelt. Dieses Narbengewebe verschließt die Wunde und bleibt, abhängig von der Größe, dauerhaft sichtbar. Das Gewebe kann sehr glatt sein oder zu einem wuchernden Gebilde wachsen. Das Gewebe ist dünner als die originale Haut, und es enthält keine Nervenzellen. Dies ist ein Grund dafür, dass Sie auf großen Narben oftmals kein Gefühl verspüren.
Einflussnahme auf die Phasen der Wundheilung
Kleine Wunden bedürfen keiner Behandlung, der Körper schafft die Neubildung der Zellen allein. Die Heilung unterstützen Sie mit der Auflage eines Pflasters oder eine Mullbinde, wenn die Wunde nicht sehr stark geblutet hat. Wenn sie blutet, nässt, oder wenn sich Eiter bildet, ist Sauerstoff für die Heilung förderlich. Sie sollten auf eine Wundauflage verzichten, bis sie trocken ist. Danach ist eine Abdeckung möglich. Pflaster oder Mullverbände helfen bei der Wundheilung, weil sie kleine Stöße oder Berührungen abmildern. Schon leichtes Anstoßen der Wunde kann Schmerzen verursachen, aber auch die Wundheilung verzögern. Das Abdecken sorgt dafür, dass die Wundheilungsprozesse ruhig im Hintergrund ablaufen können.
Notwendigkeit der medizinischen Versorgung
Eine medizinische Versorgung ist notwendig, wenn die Wunde sehr groß ist, wenn die Verletzung sehr tief geht und eventuell die Organe betrifft, sowie wenn der Wundheilungsprozess allein nicht ausreicht, um die Wunde wieder zu verschließen. Bei großen Wunden, die sehr stark bluten, ist es wichtig, dass Sie sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Es muss sichergestellt werden, dass Sie nicht zu viel Blut verlieren. Auch gerissene Gefäße können wieder von selbst heilen, aber dieser Prozess muss mitunter von einem Mediziner unterstützt werden. Die Behandlung von großen Wunden und verletzten Gefäßen erfolgt durch einen Chirurgen. Er vernäht oder verklebt die Wunde. Mitunter werden auch Klammern eingesetzt, um die Hautpartien wieder zueinander zu führen. Dies erkennt der Körper und kann dann den Wundheilungsprozess wieder in Gang setzen. Eine Unterstützung der Heilung kann auch durch das Auftragen von Salben erfolgen. Dies betrifft vor allem Wunden, die von außen eher geschlossen sind. Die Salben enthalten wichtige Wirkstoffe, die die Bildung von Kollagen unterstützen, aus dem ein Teil des Narbengewebes besteht. Ziehen Sie immer einen Arzt zurate, wenn Sie merken, dass die Wundheilung nicht einsetzt oder dass Blutungen nicht gestillt werden können.
Die Wundheilung passiv unterstützen
Sie selbst können auch viel tun, um die Wundheilung zu unterstützen. Achten Sie darauf, dass Sie den betroffenen Körperbereich möglichst ruhig halten. Durch zu starke Beanspruchung reißt das am Anfang empfindliche Narbengewebe schnell wieder ein, und die Wundheilung muss wieder von vorn beginnen. Dies verhindern Sie, wenn Sie Ihre Lebensgewohnheiten für die Zeit der Heilung etwas anpassen.
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