Die Wundheilung bezeichnet die Prozesse, bei denen die Wunde unter Bildung von mehr oder weniger auffälligen Narben verheilt. Wunden, die sauber, ohne Fremdkörper oder Infektion, sind und deren Ränder bündig schließen, können innerhalb von fünf bis zehn Tagen abheilen und haben nur ein diskretes Narbenbild zur Folge. Die Wundheilung von großflächigeren Gewebsdefekten, die häufig bakteriell infiziert sind, kann dagegen mehrere Wochen dauern: Die Wunde heilt durch Auffüllung des Gewebedefektes mit Granulationsgewebe und anschließende Reepithelisierung ab.
Wie funktioniert die Wundheilung?
Bei blutenden Wunden erfolgt sehr rasch eine Blutstillung durch Engstellung der Gefäße. Anschließend bildet sich ein Pfropf aus Thrombozyten (Blutplättchen), der schließlich mit einem durch kaskadenartig ablaufende Gerinnungsprozesse entstehenden Fibringerüst stabilisiert wird. Dieses Gerinnsel ist Grundlage des Wundschorfs, der die Wunde vorläufig verschließt und vor Infektionen schützt. Die anschließende Wundheilung wird üblicherweise als Ablauf von drei Phasen beschrieben, deren Übergänge jedoch fließend sind.
Der Körper regeneriert sich in drei Schritten selbst
Phase 1: Reinigungsphase
Die Wundheilung beginnt mit einem unspezifischen Entzündungsprozess. In dieser Reinigungs- oder Entzündungsphase kommt es u. a. zu einer vermehrten Anreicherung von Thrombozyten und Leukozyten (weißen Blutkörperchen) in der Wunde. Von den Thrombozyten freigesetzte Botenstoffe führen zur Einwanderung von neutrophilen Granulozyten und Makrophagen in die Wunde, die als Phagozyten (Fresszellen) die Wunde reinigen: Durch Phagozytose und die proteolytischen Enzyme aus Leukozyten werden Zelltrümmer und Mikroorganismen aus der Wunde beseitigt. In dieser Phase erscheint die Wunde durch die gesteigerte Durchblutung gerötet; der Austritt von Serum aus den Kapillargefäßen erzeugt ein Ödem, das als Schwellung sichtbar wird. Wärme und Schmerz sind weitere Entzündungszeichen.
Phase 2: Proliferationsphase bzw. Granulationsphase
Während der Proliferationsphase oder Granulationsphase wird der Defekt aufgefüllt. Fibroblasten wandern in die Wunde ein, teilen sich und bauen aus Kollagenfasern eine Gewebegrundsubstanz auf, die schließlich die Wunde von unten her füllt. Schon ab dem dritten Tag nach der Verletzung beginnen die unverletzten Blutgefäße in der Umgebung der Wunde in die Wundregion hinein neue Kapillargefäße zu bilden, um die Blutversorgung der heilenden Wunde zu sichern. Die Oberfläche des neuen Gewebes sieht wegen dieser Kapillarschlingen noch rötlich und „körnig“ aus; man nennt es daher nach dem lateinischen Wort für Körnchen, „Granula“, auch Granulationsgewebe.
Phase 3: Epithelisierungsphase
Die letzte Phase der Wundheilung, die Epithelisierungsphase (etwa ab dem 8. Tag nach der Verletzung) wird durch die Wundkontraktion und die Epithelisierung bestimmt. Mit dem Neuaufbau von Gewebe beginnt die Wunde, sich nach und nach zusammenzuziehen; ihre Gesamtfläche kann dadurch um bis zu 20 % verkleinert werden. Das Granulationsgewebe wird jetzt zunehmend wasser- und gefäßärmer und bildet sich zu Narbengewebe um. Mit der Epithelisierung wird die Wunde durch Zellen aus der Basalzellschicht, die vom Wundrand her in die Wunde einwandern, wieder mit Haut verschlossen. Ist dies abgeschlossen, löst sich der Wundschorf ab und die neu gebildete Epithelschicht wird sichtbar. Schließlich wird das Narbengewebe umgebaut, die Kollagenfasern richten sich parallel aus und verdicken.
Wundheilungsphasen in der Übersicht
Reinigungsphase
(0–4 Tage)
- Reinigung der Wunde
- unspezifische und spezifische
Immunabwehr
Proliferationsphase
(etwa 3–10 Tage)
- Aufbau eines Ersatzgewebes (Granulationsgewebe)
- Neubildung von Blutgefäßen
Epithelisierungsphase
(ca. ab dem 8. Tag nach Verletzung)
- Wundkontraktion
- Ausbildung einer neuen Deckschicht (Epithelisierung)
- Ablösung des Wundschorfs
- Narbenbildung und -umbau
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